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Gegenseitige Unterstützung bei “En Primera Persona”

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Die Arbeitsplätze, die in der psychosozialen Versorgung für Peers geschaffen werden, sind ein wichtiger Beitrag zum Konzept von “Recovery”, das von Professionellen und Usern in diesem Bereich in ihrer täglichen Praxis angewendet wird. Als wir das Konzept der Peer Unterstützung im psychosozialen Bereich in Kastilien erstmals präsentiert haben, wurde es als “Gegenseitige Peer Unterstützung” bezeichnet. Wir möchten dabei betonen, dass der Ausdruck “Peer” einen unverzichtbaren Aspekt unseres Ansatzes im Projekt beinhaltet. Ein “Peer” ist eine Person, die die Realität einer psychischen Erkrankung selbst erfahren hat, und zwar sowohl die Krankheit als auch die sozialen Konsequenzen wie: soziales Stigma, Diskriminierung, Arbeitsplatzprobleme, Isolation, Zurückweisung, Erfahrung mit psychosozialen Diensten, Beratung und Unterstützung durch Familie und Professionelle etc.

Unserer Ansicht nach beinhaltet gegenseitige Unterstützung vor allem das Herstellen eines sicheren Raumes zum Zuhören, ohne einer Verpflichtung, erklären zu müssen wie man sich fühlt, wenn man depressiv, psychotisch oder arbeitslos ist und konfrontiert mit den alltäglichen Problemen von Betroffenen. Peer Unterstützung ermöglicht einen Raum um Erfahrungen und Ressourcen auszutauschen, ohne notwendigerweise dafür eine klinische Sprache zu verwenden oder unwillkommene und wenig hilfreiche Kommentare einer dritten Partei anhören zu müssen. Diese Unterstützung erlaubt uns wichtige Ressourcen zu schaffen, um mit psychosozialen Problemen umgehen zu können und unsere Hoffnungen und Sehnsüchte zu akzeptieren; und sie ermöglicht allen ProjektteilnehmerInnen auf dem Weg der Genesung fortzuschreiten und die Gefühle der Isolation hinter sich zu lassen.

Für uns gibt es heute zwei Wege, diese Aufgabe zu bewältigen: Erstens durch Selbsthilfegruppen, die einen kollektiven Raum für Peers Unterstützung herstellen. Selbsthilfegruppen ermöglichen es, sich als Teil einer Gemeinschaft mit wechselseitigen Beziehungen zu erleben: man wird gehört, bekommt Unterstützung (verbal und non-verbal) und die Person reagiert wiederum auf die Bedürfnisse der Gruppe – individuell und kollektiv.

Gruppen zu organisieren zur Unterstützung oder für Aktivitäten ist ein instinktives Verhalten von Menschen, wenn sie sich in gefährlichen oder schwierigen Situationen befinden. Im Laufe der Jahre, wurden innerhalb der verschiedenen Vereinigungen des Dachverbandes “En Primera Persona” Selbsthilfegruppen und Gruppen für psychosoziale Gesundheit gegründet.

Diese Gruppen sind für uns ein ideales Forum für Menschen, um sich mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen und ihren Heilungsprozess anzunehmen. Jedes Individuum wird Teil einer Recovery-Struktur in der Organisation: sie sind sich ihrer Krankheit bewusst, erfahren Bereicherung durch die Erfahrungen ihrer Peers und geben dies wiederum an andere weiter. Dies bedeutet Empowerment für alle. Viele Menschen, die diese Unterstützung der Vereine in Anspruch nehmen, engagieren sich später in der Organisation, übernehmen Verantwortung und machen damit wiederum Fortschritte auf ihrem Weg zur Genesung.

Der zweite Weg, wie wir Peer Unterstützung in die Praxis umsetzen ist unser Mentoring Programm. Menschen, die in ihrem Heilungsprozess bereits fortgeschritten sind, unterstützen andere Menschen, die bisher ihre Fähigkeiten und Strategien mit psychosozialen Problemen und allen anderen sozialen und gesundheitlichen Folgen ihrer Krankheit umzugehen, noch nicht so weit entwickeln konnten. Dieses Modell der gegenseitigen Unterstützung gibt es in allen unseren Vereinen. Wenn es keine organisierten Selbsthilfegruppen gibt, geschieht ein individueller gegenseitiger Austausch zwischen den Mitgliedern. An mehreren Orten arbeiten einige “Überlebende” des psychosozialen Gesundheitssystems in einem mehr institutionalisierten Rahmen ehrenamtlich in ähnlicher Rolle in den existierenden Einrichtungen der psychosozialen Versorgung.

Während die Beziehung zwischen dem Peer und dem Individuum auf gegenseitiger Basis beruht und beide davon profitieren, bedeutet dies aber auch einen größeren persönlichen und emotionalen Beitrag für beide als in einer großen Selbsthilfegruppe. In unserer Organisation gehen wir davon aus, dass die beiden Ansätze von Peer Unterstützung sich gegenseitig ergänzen. Die individuelle Peer zu PeerBeziehung ist ein positiver erster Schritt. Sie stärkt die TeilnehmerInnen und stellt der Person, die vulnerabler ist, zusätzliche Ressourcen zur Verfügung. Die größere Unabhängigkeit, die dadurch ermöglicht wird, verbessert in Folge ihre Lebensqualität.

Die Betroffenen sind dann in der Lage, von einer späteren Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe effektiv zu profitieren.

In unserer Gesellschaft sollte die Stärke von individuellen Maßnahmen zur Problemlösung nicht vergessen oder unterschätzt werden und wir sehen unsere Rolle darin, Menschen mit den Fähigkeiten auszustatten, ihre Umgebung und die Gemeinschaft, in der sie leben zu verbessern. Der Aufbau von Selbsthilfegruppen, Clubhäusern, einer Vereinigung zur Peer Unterstützung ermöglichen gegenseitige Unterstützung und stabile kollektive Verteidigung. Daher betrachten wir die Ausbildung von “Vertretern der gegenseitigen Unterstützung” als fundamental für die Implementierung und Praxis von Peer Unterstützung und Recovery in einer Form, die so viele Menschen wie möglich erreicht, damit diese von den Diensten profitieren können. Diese “Unterstützungsvertreter” sollen auch die Schaffung von gegenseitige Peer Unterstützung in der Gemeinde ermöglichen. Die Erfahrung aus 30 Jahren Arbeit in diesem Gebiet und für diese Ziele sind für uns der Schlüssel für die Prävention und Reduzierung von Rückfällen und helfen uns bei der Integration in den Arbeitsmarkt derer, die unsere Angebote nutzen.

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